Lomnitz, Kreis Rosenberg O/S (polnisch:
Łomnica)
In Lomnitz heirateten am 25.06.1838 meine Urururgroßeltern Johann Famulla
und Brigitta Kalus. Am gleichen Ort kamen ihre 9 Kinder auf die Welt:
Aus dem "Topographischen Handbuch von Oberschlesien" (Felix Triest, 1864, Seite 215f.):
Lomnitz liegt anderthalb Meilen von Rosenberg entfernt, in der Richtung nach Lublinitz. [...]
Das Dorf Lomnitz liegt längs des gegen Osten fließenden Lomnitzbaches. Die Feldmark enthält 2000 Morgen mittelmäßigen, im südlichen Theile sogar schlechten Boden. An Vieh wird gehalten: 40 Pferde, 4 Stiere, 70 Ochsen, 340 Kühe, 207 Stück Jungvieh, 120 Stück Schweine. Landwirthschaftliche Produkte sind: Kartoffeln, Roggen, Hafer, einiger Flachs, Heiden. Das Dorf hat zwei Wassermühlen; in früheren Zeiten befand sich hier auch ein Hüttenwerk, die jetzige Brollmühle. Die Gemeinde bilden 16 Bauern, 35 Gärtner, 15 Häusler, 12 Leerhäusler. Jährlich kommen 84 Thlr. Grundsteuer, 315 Thlr. Klassensteuer und 26 Thlr. Gewerbesteuer auf. Am Orte ist eine katholische Kirche, eine Filiale von Wyssoka. Ueber ihre Entstehung ist nichts bekannt, doch befindet sich auf einem Thürbande die Jahreszahl 1586. Auch eine katholische Schule ist hier, welche schon im Jahre 1772 vorhanden war. In der Kirche befindet sich ein altes kunstvolles Marienbild, das nach der Tradition aus der unmittelbaren Nähe des heil. Johannes von Nepomuk herrührt (dieser Heilige soll an dem Bilde die h. Messe gelesen haben) und der Kirche vom Feldmarschall Grafen Geßler geschenkt worden ist.
Kartenausschnitt aus dem
Messtischblatt 3026 (spätere Nummerierung: 5177).
Zu erkennen sind die erwähnten Orte Lomnitz, Gottliebenthal, Groß-Borek und
Kutzoben.
Gottliebenthal (polnisch: Posieki)
Gottliebenthal war eine kleine Kolonie, nur wenig Kilometer von Lomnitz entfernt. Hierhin
sind meine Urururgroßeltern zwischen 1855 und 1879 gezogen.
Aus dem "Topographischen Handbuch von Oberschlesien" (Felix Triest, 1864, Seite 227):
Die Colonie Gottliebenthal, 1 1/2 Meile von der Kreisstadt entfernt, umfaßt 36 Morgen Acker, 3 Morgen Gärten und 6 Morgen Wiesen. 6 Colonisten bilden die Gemeinde. Der Viehstand beträgt 15 Kühe und 11 Stück Jungvieh. 6 Thlr. Grund- und 19 Thlr. Klassensteuer kommen jährlich auf.
Botzanowitz (polnisch:
Bodzanowice)
In Botzanowitz wurde meine Ururgroßmutter Pauline Famulla geb. Kolenda am 5.6.1852
als uneheliche Tochter von Maria Kolenda geboren. Maria Kolenda heiratete später
einen Herrn Płatzek und lebte in Kutzoben bis zu ihrem Tod am 27.05.1897.
Aus dem "Topographischen Handbuch von Oberschlesien" (Felix Triest, 1864, Seite 225):
Bodzanowitz, 2,20 Meilen von Rosenberg entfernt. Die Feldmark umfaßt an Dominialgründen: 1300 Morgen Acker, 80 Morgen Wiesen, 10 Morgen Hutung, 9 Morgen Gärten und 2752 Morgen Wald; an Rusticalland: 1709 Morgen Acker, 524 Morgen Wiesen, 80 Morgen Hutung und 15 Morgen Gärten. Die Gemeinde zählt 8 Bauern, 28 Halbbauern, 34 Gärtner, 6 Halbgärtner, 60 Häusler und 56 Einlieger. An Vieh hat das Dominium: 20 Ochsen, 28 Kühe, 20 Stück Jungvieh, 22 Pferde und 800 Schafe; Die Gemeinde: 6 Ochsen, 301 Kühe, 123 Stück Jungvieh, 66 Pferde und 300 Schafe. Es bestehen hier vier Mühlen: die sogenannte Ligendza'sche Wassermühle, an einem Arm der Lieswarthe (entstanden 1853); die Wasser- und Graupenmühle im Dorfe am Steigwasser; eine Dominial-Windmühle und eine Roßmühle im Dominialgehöft. Von den vier Eisenstein-Bergwerken g ehört eins dem Dominio, eins der Pfarre, eins Herrn Cohn, eins den Richterschen Eheleuten. Am Orte befinden sich eine Baumschule mit 12 veredelten und 50 wilden Stämmchen. Die vorhandenen zwei Hohöfen (Davidswerk) entstanden vor 11, ein Frischfeuer (Wilhelmshütte) vor 20 Jahren. Bemerkenswerthe Gebäude sind: ein Schloß, zwei Forsthäuser, ein Nebenzollamt (seit 30 Jahren), eine nicht mehr in Gebrauch befindliche Quarantaine (seit 50 Jahren). 160 Thlr. Grundsteuer, 616 Thlr. Klassen- und 51 Thlr. Gewerbesteuer kommen auf. Die hier bestehende Pfarrkirche ist im Jahre 1860 erbaut, das neue massive Pfarrhaus 1839. Die Schule ist sehr alt, das neue massive Schuhaus datirt vom Jahre 1835. [...]
Groß-Borek (polnisch:
Borki Wielkie)
In Groß-Borek heirateten meine Ururgroßeltern Peter Famulla, welcher damals
schon als Kutscher in Ober Heiduk arbeitete, und Pauline Kolenda. Es ist nicht klar, ob
die Hochzeit in der Schotholzkirche oder in der Pfarrkirche stattfand.
Aus dem "Topographischen Handbuch von Oberschlesien" (Felix Triest, 1864, Seite 226):
Groß-Borek, 1 1/2 Meile von Rosenberg und 1 Meile von Bodzanowitz entfernt. Die Rustical-Feldmark umfaßt: 1284 Morgen Acker, 67 Morgen Gärten, 380 Morgen Wiesen, 18 Morgen Wald und 44 Morgen Hutung. Zur Gemeinde gehören: 18 Bauernhöfe, 19 Gärtnerstellen, 4 Häusler mit und 8 Häusler ohne Acker. Der Viehstand beträgt: 57 Ochsen, 135 Kühe, 201 Stück Jungvieh, 54 Pferde und 800 Schafe. Es befinden sich hier eine Wassermülhe, ein Hohofen (seit 1801) und eine Baumschule. Auch ist im Jahre 1862 eine Stärkefabrik daselbst begründet. 109 Thlr. Grundsteuer, 8 Thlr. Haussteuer, 304 Thlr. Klassensteuer und 20 Thlr. Gewerbesteuer kommen auf. Eine Filialkirche und eine Schule (letztere seit 1815) sind am Orte.
Ober Heiduk (polnisch: Hajduki
Wielkie)
Hier gebar Pauline Famulla ihrem Ehemann Peter Famulla sechs Kinder:
ß
Königshütte (polnisch: Chorzów)
Hier heiratete mein Urgroßvater Karl Paul Famulla am 10. Mai 1909 meine
Urgroßmutter Marie Elfriede Struzyna.
Bahnhof von Königshütte
Beuthen O/S (polnisch:
Bytom)
Am 30. Januar 1930 verstarb mein Urgroßvater Karl Paul Famulla "im
schönsten Mannesalter von 45 Jahren", wie es in seiner Todesanzeige hieß
in Beuthen O/S. Todesursache war vermutlich die in dieser Zeit herrschende
Papageienkrankheit (Psittakose, Ornithose). Angesteckt haben soll er sich, als er in der
Weihnachtszeit (1929) die damals als Geschenk in Mode gekommenen Papageien verladen hat.
Als Reichsbahnlademeister war dies zwar nicht seine Aufgabe, aber infolge des
erhöhten Frachtverkehrs in der Vorweihnachtszeit hat er ausnahmsweise mit
angepackt.
Bahnhofstraße und Bahnhof in Beuthen O/S
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